Bibliotheken – heute so wichtig wie nie!

Die Mittelpunktbibliothek „Theodor-Heuss-Bücherei“ im Berliner Stadtteil Schöneberg

Warum wir ein Bibliotheksgesetz brauchen

Bibliotheken fördern nicht nur die Leselust, sondern leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Erwerb von Informations- und Medienkompetenz. Inzwischen stellen die Berliner Bibliotheken als sogenannter dritter Ort, neben der Funktion als  Wissensspeicher und Ort des Lesens und Lernens, einen wichtigen gesellschaftlichen Knotenpunkt für Begegnung, Austausch und aktiver Community-Arbeit dar. Die Berliner Bibliotheken sind eine wichtige Kulturinfrastruktur in Berlin – hier findet man neben der Tageszeitung auch einen Zugang zum Internet, Beratung und Unterstützung von Fachpersonal und kann im besten Fall noch neben der Lektüre einen Kaffee trinken. Eine gute Bibliothek ist ein Ort an dem man sich wohl fühlt und gerne Zeit verbringt. Aus gutem Grund erfreuen sich die Berliner Bibliotheken einer hohen Reputation und Anerkennung. 

Der Berliner Bibliotheksentwicklungsplan, der in der vergangenen Legislaturperiode von der SPD geführten Koalition in Auftrag gegeben wurde, gibt zusätzlich einen guten Überblick über den Stellenwert, den die insgesamt 80 öffentlichen Bibliotheken für die Berlinerinnen und Berliner haben. Und er gibt eine erste Orientierung im Hinblick auf wichtige Standards und Bedarfe, wie beispielsweise Personalausstattung oder Medienetat, die eine moderne Bibliotheksversorgung benötigt. 

Das Problem ist, dass der Betrieb von Bibliotheken deutschlandweit nach wie vor nicht als Pflichtaufgabe von Städten und Gemeinden gilt. Die Berliner Bezirke entscheiden eigenständig, wie viel Standorte sie betreiben, wie sie diese ausstatten, kurzum wie viel Geld sie ausgeben wollen. 

In der Alten Mälzerei in Lichtenrade befindet sich die Edith-Stein-Bibliothek, unter anderem mit der Volkshochschule und der Musikschule.

Bibliotheken leisten einen wertvollen Beitrag

Der Umstand, dass die Versorgung mit Bibliotheken keine Pflichtaufgabe ist, hat dazu geführt, dass die Bezirke sehr unterschiedlich aufgestellt sind und bei der Entwicklung der Standorte ganz verschiedene Wege eingeschlagen haben. Einige setzen auf kleine, dezentrale Standorte, andere auf große, zentral gelegene Bibliotheken mit Arbeits- und Gruppenräumen manchmal sogar mit einem Café. Allen Bezirken gemeinsam ist aber, dass die Standorte mit den Jahren weniger geworden und auch die Medienetats gemessen an der Bevölkerung zu knapp bemessen sind, gleiches gilt für die personelle Ausstattung.

Aus diesem Grund fordert die SPD ein Bibliotheksgesetz, das einheitliche qualitative und quantitative Standards in allen Bezirken gleichermaßen garantiert.

Ein Antrag mit einer entsprechenden Forderung ist bereits in der Abstimmung und der Senat soll bereits nach der Sommerpause aufgefordert werden, unverzüglich ein Berliner Bibliotheksgesetz auf den Weg zu bringen. Wenn es nach der SPD geht, soll das Bibliotheksgesetz in einem partizipativen Verfahren durch den Senat gemeinsam mit der Zentral- und Landesbibliothek, den Bezirksbibliotheken, dem DBV, den in Fördervereinen organisierten Nutzer*innen und den Bezirken erarbeitet werden. Das Gesetz soll Aufgaben, Rechte und Pflichten der Berliner Bibliotheken definieren und verbindliche Standards in der Bibliotheksversorgung festlegen.

Die Berliner Bibliotheken sind das niedrigschwelligste Bildungsangebot und werden von allen Altersgruppen genutzt. Sie sind für jung, für alt, für groß, für klein, für Menschen mit geringem Einkommen und für Menschen mit großem Einkommen. In Zeiten in denen viele Eltern nicht mehr vorlesen oder nicht die Zeit haben, ihren Kindern beispielsweise bei der Vorbereitung von Prüfungen zu helfen, bieten die Berliner Bibliotheken Raum und Unterstützung.

Wenn es nicht künftig ein Bibliotheksgesetz gibt, das alle Bezirke dazu bringt, in ihre Standorte zu investieren, ist die Gefahr groß, dass noch mehr Bibliotheken schließen müssen.

Wir alle sind in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass es ein Bibliotheksgesetz gibt, das gilt insbesondere für die SPD. Der Mensch lebt nicht allein davon, zu Hause zu sein und dort ein Buch oder eine Zeitung zu lesen. Wir alle möchten Austausch, geistige Anregung und brauchen manchmal auch Unterstützung und die findet man nirgends so gut, wie in einer gut sortierten Bibliothek in der Nachbarschaft.

Ihre Melanie Kühnemann-Grunow

Die Alte Mälzerei in Lichtenrade – hier passiert viel.
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